Wie wird ein Ostfriese Naturfotograf?

Naturfotograf Günther Spillner

In den Vierziger / Fünfziger Jahren, beim Butt-Fischen mit Kiepe und Steckangel im Ostfriesischen Wattenmeer! Damals waren wir alle sehr hungrig – eine Kamera hatte keiner!!

Natur pur, das Wattenmeer und die Ostfriesischen Inseln direkt vor unserer Haustür. Die erste Kamera?? Sie kam später! Eine Agfa Silette. Zusammengespart!! Schiffe entladen in Bremerhavens Kaiserhafen, während der Schulferien im Sommer. Die Kamera begleitete mich noch während langer Jahre durch die Seefahrt. Ingenieur-Studium in Bremerhaven und Bremen. Dann wieder Seefahrt. Alles änderte sich schnell. Die Weltmeere waren meine Heimat, nunmehr mit einer SLR und später sogar mit einer im Mittelformat. Die neue Erfahrung Festland!! Es folgte der abrupte berufliche Wechsel in die nordafrikanische Sahara. Nach den Wasser-Wüsten der Ozeane nun mehr eine Wüste aus Sand. Die ganz andere Natur, aber nicht minder atemberaubend. 1500 Km vom Mittelmeer entfernt. Die Majestät der Stille und ein Sternenhimmel von ungeheurer Fülle und eigenartiger Brillanz. Die Kamera war mit dabei. Nun schon eine Canon EOS .

Wir organisierten zwei Exkursionen in das Dreiländer-Eck : Libyen, Niger und Alge- rien. Zu den tausende Jahre alten antiken Felsgravierungen und Felsmalereien des Fezzan im Accacous- Gebirge. Die Libyer gaben uns eine Eskorte mit auf den Weg, weil sie um unsere Sicherheit besorgt waren im Gebiet der Touareg.

Naturfotograf Günther Spillner

Die Eindrücke waren nicht wiederholbar und ich hätte gerne alles im Rucksack davongetragen. Aber es blieb im Herzen und unsere Kameras konnten alles konservieren. 1980 kam die eigene Firma. Glücklich und erfolgreich, aber zeitraubend. Sie gab mir aber auch die fehlende Bewegungsfreiheit. Der Preis war ebenfalls ein beständiger Druck, zwischen Disziplin und Wollen. Auch hin und wieder : “Photography in the passing!“ Das ging gar nicht! Zeit kann man nicht kaufen!! Was nun?? Was tun?? 1984, Neuland in Kanadas Westen!

Fotoexkursionen gingen häufig bis an den Pazifik. Auch bis in den hohen Norden Alaskas. Natur in verschwenderischer Fülle, Natur zum Schlürfen und immer zu wenig Zeit. Längst war ich dem Bann der Naturfotografie in das Netz gegangen. Meine jagenden Freunde verstanden gelegentlich meine Zweiglei -sigkeit nicht. Warum immer häufiger die Kamera?? Zu lang um alles zu erzählen!! Um 2000 herum kam die GDT dazu, Gesellschaft Deutscher Tierfotografen. Naturfoto-Freunde mit hoher Passion und mit hohem Sachverstand. Die Natur kam noch wieder ein wenig näher. Bis heute hat sich das nicht geändert.

Manches Mal sitze ich auf meiner Terrasse, nur ein paar hundert Meter bis zur Sachsenwald-Kante, die Geräusche, der Duft des Waldes, die Vogelstimmen, viele Ein- drücke und andere Motivationen sitzen neben mir!! Auch wenn ich nur in Gedanken verreise, – die Kamera ist nicht weit. Und wenn ich zu den Sternen könnten - Ich würde sie wieder mitnehmen!!!

Wenn Ihr / Sie bis hier gekommen seid, danke ich für Eure / Ihre Geduld.

Freundliche Grüße,

Günther Spillner